Mönchengladbach
Rheindahlen
Der Stadtteil Rheindahlen wurde erst 1921 in die damalige Stadt Mönchengladbach eingemeindet. Zuvor war Rheindahlen, welches bis 1878 noch Dahlen hieß, eine selbstständige Stadt. Dahlen unterstand dem Jülicher Amt Brüggen und wurde 1702 mit den Dörfern Venrath und Grambusch ein eigener „Unterarm Dahlen“. Diese unterschiedlichen historischen Entwicklungen wirkten sich auch auf das innerjüdische Gemeindeleben aus.
Im Vergleich zu Gladbach hatte Dahlen schon sehr früh eine jüdische Bevölkerung, die dort ansässig wurde und keinem ständigen Wechsel unterlag. Erstmalig lässt sich ein „Judentribut“ in Dahlen für das Jahr 1626 nachweisen. Ab 1637 wird in den Quellen von dem „Judt zu Dahlen“ gesprochen. Sein Name wird hier nicht erwähnt. Von 1653 bis 1665 ererschien in den Akten dann ein vergeleideter Jude mit dem Vornamen Samuel. Das Geleit sicherte den Juden, gegen eine Zahlung, ihren persönlichen Schutz und dadurch ihre körperliche Unversehrtheit in dem entsprechenden territorialen Gebiet zu. Bis in das Jahr 1692 wurde in Dahlen kein weiteres Geleit vergeben und es muss davon ausgegangen werden, dass sich auch zu dieser Zeit kein Jude in der Ortschaft gelebt hat.
Eine gewisse Kontinuität in den vergebenen Judengeleiten setzt ab dem Jahr 1693 ein. Hier wurden erstmals zwei Geleite vergeben, an Cappel Jacob Levi und Joseph Wende. 1716 kamen zwei weitere Geleite für Benedikt Levi und Samson Levi hinzu. Ein weiteres Geleit folgte im Jahr 1721 für Cappel Moyses. Die Geleitsvergabe endete mit der französischen Besetzung im Oktober 1794.
1801 lebten in Rheindahlen insgesamt 3.880 Bürgerinnen und Bürger, von denen 24 jüdischen Glaubens waren. Das entspricht gerade einmal 0,6 Prozent. Vier der insgesamt fünf jüdischen Haushalte lebten im alten Stadtkern Dahlens, nur einer lebte im eingemeindeten Broich-Peel.
Der Großteil dieses jüdischen Bevölkerungsanteils lebte auch sieben Jahre später noch in Rheindahlen. Durch Geburten und Zuwanderung hatte sich die Zahl von 24 auf 32 erhöht. Unter der 1815 beginnenden Preußenzeit stieg die Zahl der Jüdinnen und Juden weiter an. Bis 1843 wuchs die jüdische Gemeinde auf 53 Personen, 1865 waren es bereits 57 Jüdinnen und Juden in Dahlen. Schon vor dieser Zeit muss auch eine jüdische Privatschule vorhanden gewesen sein, denn 1816 wird Simon Kahn als Schullehrer in Dahlen bezeichnet. Diese jüdische Privatschule wird mit einer Elementarschule vergleichbar gewesen sein und sich nicht nur auf den Religionsunterricht beschränkt haben. Ab 1843 wird die Schule nicht mehr bestanden haben, da ab diesem Jahr kein Schullehrer in Dahlen mehr erwähnt wird.
Ein eigenes Synagogengebäude besaß die jüdische Gemeinde Rheindahlens nie. Ab 1843 ist jedoch von einer angemieteten Betstube die Rede. Vorsteher der jüdischen Gemeinde war ab 1848 der Metzger Simon Cappel.
Das Jahr 1890 gibt einen guten Überblick über das Berufsbild der Rheindahlener Juden. Hier sind vor allem die Berufe des Metzgers und Viehhändlers dokumentiert. Sechs Juden arbeiteten als Metzger bzw. Viehhändler, einer als Kleinhändler. Lediglich zwei zugewanderte Juden stachen mit einer Manufakturwarenhandlung aus den sonst üblichen Berufsbildern heraus. Bis 1897 lebten nur noch 26 Jüdinnen und Juden in der Ortschaft, was bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 6.699 Personen nicht einmal 0,4 Prozent ausmachte. Bei dieser geringen Zahl war die Durchführung eines eigenen Gottesdienstes kaum noch möglich, da im Judentum für einen Gottesdienst ein Minjan, die Anzahl von 10 jüdischen mündigen Männern, nötig ist, sodass zu dieser Zeit auch kein Hinweis mehr auf eine angemietete Betstube zu finden ist.
Die Zahl der Jüdinnen und Juden in Rheindahlen nahm auch in den Folgejahren immer weiter ab. 1905 lebten noch 22, 1932/33 nur noch 20 jüdische Bürgerinnen und Bürger in der Ortschaft.
Mit der Witwe des ehemaligen Gemeindevorsteher Moses Strauß wurde am 24. Juli 1942 die letzte Jüdin aus Rheindahlen deportiert. Als einzige Überlebende konnte in der Nachkriegszeit Hilde Nathan in den USA ausgemacht werden.
Jüdinnen und Juden aus Rheindahlen gehören heute der Synagogengemeinde Mönchengladbach an.